Bogenbauseminar


Wieso ein Bogenbauseminar ?

Man ist nie zu alt, um etwas Neues zu lernen, nicht wahr ? Und ein sinnvolles Handwerk möchte ich auch im Lager den Besuchern zeigen. Zur Auswahl stehen ja generell genug Werkstoffe. "Wikinger" waren sehr geschickte Handwerker ! Schauen Sie sich nur den Osebergfund in Norwegen an. Sind die Holzverzierungen am Steven des Osebergschiffes, am Wagen oder am Bett nicht eindrucksvoll ? Die Liebe zum Detail bei den Schnitzereien ist bemerkenswert und heutzutage kaum noch bezahlbar.

Ich habe mir überlegt, mit dem Werkstoff Holz mein Glück zu probieren. Aber genau stand erst einmal gar nicht fest, was ich da denn mit tun würde. Letztlich bin ich kein gelernter Handwerker, sondern habe ursprünglich einen kaufmännischen Beruf erlernt. Da war die Schnelligkeit im Maschineschreiben oder das Beherrschen von Fremdsprachen, wichtig. Vor Handwerk als solches habe ich also auch einen gehörigem Respekt.

Nun stelle ich einen Nordmann dar, der vornehmlich Handel betreibt. Ein Schwert würde ich mir leisten können, wenn ich als Kaufmann erfolgreich bin, aber wer möchte immer mit schwerem Metall herumlaufen ? Und könnte ich mir da nicht ein paar Leute bezahlen, die für meine körperliche Unversertheit zuständig sind ?

Einen Bogen hätte ich gerne. Bogenschiessen als Sport und Zeitvertreib find ich nicht schlecht. Auch der Bogen von Aldís Aude hat ein Exfreund (mutwillig oder unbedacht) zerstört. Da liegt es doch nahe, sich mit Bogenbau einmal näher zu befassen, zumal dies äusserst interessant ist.

Diese Information tammt aus dem Wikingermuseum in Schleswig.

Während der Ausgrabungen in Haithabu hat man neben den Fragmenten von sechs Bögen und zahlreichen unterschiedlichen Pfeilspitzen einen sehr gut erhaltenen Bogen aus Eibenholz gefunden. Dieser 1,91 m lange Bogen besitzt die gewaltige Zugkraft von 45 kg (Normalbögen: 20-25 kg). Er wurde vermutlich mit einer Leinensehne gespannt. Bei Versuchen der experimentellen Archäologie hat man herausgefunden, dass die maximale Schussweite des Bogens etwa bei 200 m lag.
Die Pfeile waren überwiegend aus Eschen- oder Birkenholz gefertigt und hatten eine Länge von 70-80 cm. Sie trugen eine dreifache Befiederung, die dem Pfeil beim Flug die nötige Stabilisierung gab. Die Federn waren mit Birkenteer, einem seit der Mittleren Steinzeit als Klebstoff verwendeten Material festgeklebt und mit Garn spiralförmig umwickelt.


Bleibt jetzt nur die Frage, WO kann ich den Bogenbau lernen ... ? Die Antwort war schnell gefunden, so dass ich jetzt noch meine Eindrücke wiedergeben möchte.

 Das Seminar

Veranstalter:

Nico Veggiato
Ahornweg 3
63549 Ronneburg
Telefon: 06184-7486
E-Mail: nicoveggiato@web.de
Web.: http://www.bogenbau-ronneburg.de

Samstag, der erste Seminartag

Nach einer gemütlichen Fahrt kam ich auf der Burg Ronneburg an. Den gebrochenen Bogen von Nicky, Arbeitsklamotten als auch viel Motivation hatte ich dabei.

Wir trafen uns vor der Burg, und begannen dann auch schon mit dem erstem Werkstück, dem Bau eines Pfeiles. Ich dachte, dass wird die schwierigste Angelegenheit. Doch so schlimm war es nicht. Dieser besteht aus Holz, Gänsefedern und einer Metallspitze.

Anschliessend gab es Mittagessen im Burgrestaurant (Hackbraten, Sosse, Kartoffel, Salat), bevor es dann mit dem Bau des Bogens weiter ging.

Der kaputte Bogen, der übrigens aus wundervollem Eibenholz gebaut wurde, ist nicht mehr reparabel. Es kann allenfalls ein Kinderbogen daraus gemacht werden. Daher werden wir darauf verzichten und ihn als Dekoration zuhause verwenden.

Nach einem arbeitsreichem Tag spührte ich meine 116 Knochen, und war froh, in die Pension zu kommen. Die Arbeitsanweisung "Es kommt alles weg, was nicht zum Bogen gehört." kann man durchaus wörtlich nehmen. Bewaffnet mit einer Holzraspel sitzt man ein paar Stunden an einem Bogen :-)  Ideale Arbeit, wenn man mit seiner Frau Stress hat und seine Ruhe in einem Schuppen sucht. Michel hätte Holzmännchen geschnitzt ;-)

Ich habe im Internet recherchiert, und eine Webseite gefunden, wo man bezahlbare Holzrohlinge für den Bogenbau her bekommt (sogar Eibe). Somit kann ich meine neu erworbenen Kenntnisse vielleicht auch vertiefen.  

Sonntag, der zweite Seminartag

Morgens klingelte allzubald der blöde Wecker meines Mobilgerätes (Handy). Obwohl ich körperliche Arbeit gewöhnt bin, habe ich dennoch gemerkt, dass Bogenbauen eine völlig andere Arbeit ist. Demzufolge taten auch andere Gliedmasen weh.

Nach einem Frühstück fuhr ich wieder zur Burg. Ein paar Kleinigkeiten mußten ja noch erledigt werden, nämlich der Feinschliff. Das heißt, statt Holzraspeel kam das sogenannte  Scheibe-Eisen zum Einsatz, mit dem alle Ecken und Kanten glatt und rund geschabt wurden. Dann wurden an beiden Enden die Nocken (Kerben) rein gesetzt für die führung der Sehne.

Mein Prunkstück mißt übrigens 65 lps (32,5 kg). Das kann ich sehr gut bewältigen.

Am Ende des Seminares folgte der spannende Augenblick: Das Einschiessen. Bogen spannen ... Bumm, Nocke weggebrochen. Das konnte man gottlob ausbessern.  :) Dann ist alles glatt gegangen.

Übernachtung

Mangels Erlaubnis direkt auf der Burg zu übernachten, habe ich mir ein Zimmer genommen in einer Pension in Hüttengesäss.

Und meine Meinung ?

War richtig cool, hat mir sehr gut gefallen  :)